Sonntag, 25. September 2011

VOM „NEIN-SAGEN“ ZUM „JA-SAGEN“ UND „JA-TUN“


„Zöllner und Dirnen kommen eher in das Reich Gottes als ihr"
Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis (A)

Diesen Satz spricht Jesus zu Menschen, die eine hohe Position in der Öffentlichkeit einnehmen, die hohes Ansehen genießen, die Verantwortung für das ganze Volk tragen, zu denen man aufschaut, deren Wort etwas gilt, die Religion und deren Ordnung hochhalten.

Damals war das wohl eine echte Provokation, die Schriftgelehrten so anzugreifen.

Heute ist man allerdings an Provokationen gewöhnt und es fehlt unter den Leserzuschriften einer Tageszeitung kaum eine, welche mit ähnlich harten Worten mit der Kirche ins Gericht geht und sich dabei sogar auf Jesus beruft.

Wer sich gerne auf Jesus beruft, sollte nicht übersehen, dass viele Dirnen und Zöllner auf Grund der Predigt von Johannes dem Täufer und seinem eigenen Wirken, umgekehrt sind. Sie sind es, die früher nein gesagt haben, aber dann doch den willen Gottes getan haben, indem sie die Gebote und das Evangelium angenommen haben.
Jesus spricht von der Umkehr des Menschen und nicht von der Umkehr der moralischen Werte und Normen.
Jesus hat es in der Bergpredigt, in den Seligpreisungen deutlich gemacht und an anderer stelle sagt er. »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.« Nicht groß reden zählt, die Tat zählt!

Ein schönes Beispiel dafür ist die selige Mutter Teresa. Sie hat nie große Worte gemacht, nie irgend ein Aufhebens um sich selbst, sie hat einfach getan, was sie als den Willen Gottes erkannt hat, nämlich Christus im Gebet und in den Ärmsten der Armen zu dienen.

Schauen wir auf den zweiten Sohn, indem wir, und ich stelle das jetzt einfach mal so hin, in dem wir uns alle wieder finden können. Seine Antwort klingt hart, frech und aufmüpfig. Aber dann reut es ihn. Er tut doch, was der Vater ihm aufgetragen hat. Man kann nicht sagen, dass das Verhalten dieses Sohnes 100%ig OK ist. Und dennoch, entscheidend ist, dass er schließlich das ihm Aufgetragene tut. Uns geht es oft ähnlich, dass wir mit den Vorgaben des Evangeliums kämpfen. Den Glauben im Alltag zu leben ist kein Spaziergang und oft müssen wir um das Gute und das Richtige ringen und uns durchkämpfen und gegen Versuchungen wie: alle anderen machen es auch… es wird ja keiner merken… man muss sich auch mal was gönnen… widerstehen.

Der andere dagegen lügt dem Vater ins Gesicht. Das heuchlerische Reden eines Menschen, der alles verspricht und nichts hält, ist also schlimmer als die bockige Widerrede eines Menschen, der dann doch richtig handelt. Vor allem aber hat beim zweiten Sohn eine Bekehrung stattgefunden, so wie sie Jesus verlangt.

Wer sich bekehrt, und mag er zu den Zöllnern und Dirnen gehört haben, der kann ins Reich Gottes eingehen. Was Bekehrung bedeutet, sieht man am Verhalten des jüngeren Sohnes.
Er kommt vom »Nein-Sagen« zum »Ja-Tun«. Er ist schließlich seinem Vater nach anfänglichem Widerspruch und Widerrede gehorsam.

Die Bedeutung des Gleichnisses liegt auf der Hand. Der Vater ist Gott selber. Die Söhne sind die Menschen, die Gott zwar alles Mögliche versprechen, aber nicht immer das tun, was sie zuerst ankündigen. Umgekehrt gibt es Menschen, die zuerst einen falschen Weg gehen, dann aber umkehren und bereuen und einen guten Weg einschlagen, indem sie den Willen Gottes erfüllen.

Worauf kommt es also an, wenn ich ein Leben nach den Geboten Gottes führen möchte? Es genügt nicht, dass ich einfach nur am Glauben festhalte, sondern ich muss das im Leben umsetzen. Vom »Ja-Sagen« zum »Ja-Tun« kommen.

Da ist besonders auch die Kirche und ihre Vertreter, besonders die Priester angesprochen. Er muss sich fragen: Tue ich auch, was ich predige? Wenn ich im Wort etwas aus dem Evangelium einfordere, muss ich mich selber daran halten. Wehe dem Priester, dessen Leben anders ist als seine Predigt. Wasser predigen und Wein trinken – wir kennen diesen Vorwurf. Es ist der Vorwurf aller Zeiten, der Vorwurf, den Jesus auch den Pharisäern gemacht hat Sie reden von den Geboten Gottes und halten sie nicht. Sie stellen ihre Gebete öffentlich zur Schau, handeln aber ganz anders.

Und nur ein Randbemerkung: ist es nicht pharisäisch, wenn ein Priester bei seiner Priesterweihe dem Bischof und damit der Kirche Gehorsam und Ehelosigkeit verspricht und sich dann nicht nur selbst gegen sein eigenes Wort und versprechen auflehnt, sondern der Kirche die Schuld gibt und andere auffordert, es ihm gleich zu tun… Ist das nicht Pharisäismus pur?

Letztlich ist jeder Christ ist dazu aufgerufen, sein Gewissen zu erforschen. Jesus sagt:
»Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt.«

Der Wille Gottes, der sich im Naturgesetz, in der Hl. Schrift, in den Worten und Taten und dem Beispiel Jesu offenbart, diesen Willen Gottes zu tun und danach zu handeln – darauf kommt es letztlich an.

Nicht nur mit Worten etwas positiv aussprechen, sondern zu gehorchen in der Tat. Es geht um den Gehorsam. Die Söhne haben den Willen des Vaters gehört, erkannt und nur der Zweite hat gefolgt.

Jesus Christus selber hat uns diesen Gehorsam vorgelebt. Wir haben es in der Lesung gehört. Er war gehorsam bis zum Tod. Bis zum Tod am Kreuz. Er hat immer wieder betont: Ich bin vom Vater gesandt, um den Willen des Vaters zu tun, um zu gehorchen.

Er hat »Ja-gesagt« und »Ja-getan«.

Nehmen wir uns daran ein Beispiel.

Wir sollen so wie der ältere Sohn »Ja-Sagen«

und dann so wie der jüngere Sohn »Ja-Tun«.

Amen.

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