... siegt über den elektrischen Stuhl
"Geborgt" von meinem Mitbruder P. Titus Kieninger ORC
(Beitrag für das St. Josephsblatt, April 2012)
Jesus hat die Schuld für uns getilgt
Jesus hat sich am Kreuz als Sühnopfer dem Vater dargebracht und damit „den Schuldschein, der gegen uns sprach,
durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben“ (Kol
2,14). Seitdem fliesst die Göttliche Barmherzigkeit – wie über eine große
Kaskade – von Gott-Vater durch das am Kreuz geöffnete Herz des Sohnes über die
Hände der Schmerzensmutter. Dann wird sie weiter verteilt durch ihre Diener,
die heiligen Engel, hinunter zu den Menschen. Und selbst dort fließt sie noch
von einem zum anderen weiter, denn Gott „erbarmt
sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er stürzt die
Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lk 1,50.52).
Kein Geschichtsbuch wird je alle Werke der
Barmherzigkeit Gottes beschreiben können. Sie sind zu zahlreich und oft auch
ganz verborgen.
In dem folgenden Ereignis des Jahres 1944 hinter den Mauern eines
amerikanischen Gefängnisses im Staat Mississippi lässt sich der Weg der
Barmherzigkeit Gottes beobachten, ausgelöst durch eine kleine Medaille. Sie
bezieht aber auch uns Menschen ein (siehe www.spiritdaily.net/claudenewman.htm; 03/28/2006).
Maria „die schönste Frau, die Gott je geschaffen hat“
Claude Newman (1923-1944) wurde von seiner Großmutter aufgezogen, die
Arbeiterin auf einer Farm war. Verschiedene Bosheiten des Besitzers steigerten
seinen Zorn so sehr, dass er ihn eines Tages erschlug. Er wurde gefangen
genommen und zum Tod auf dem Elektrischen Stuhl verurteilt.
Eines Abends richtet sich das Gespräch
unter den Gefangenen auf die Wundertätige Medaille, die einer von ihnen um den
Hals trug. Der Mitgefangene konnte oder wollte nichts darüber sagen. Er gab sie
schließlich Claude, weil er sich so sehr dafür interessierte. Claude legte sie
sich um den Hals, ohne darüber Näheres zu wissen. In derselben Nacht erschien
ihm die Muttergottes, „die schönste Frau,
die Gott je geschaffen hat“, so beschrieb er sie.
Sie sagte ihm: „Wenn du willst, dass ich deine
Mutter bin und du mein Sohn, dann bitte um einen Priester der katholischen
Kirche.“ Danach verschwand sie. Er schrie sofort nach einem Priester.
Father O’Leary (1911-1984) kam am Morgen und es begann ein regelmäßiger
Unterricht im Glauben. An Claude’s Zwischenrufen erkannte der Pater, dass
Claude immer noch von Maria besucht wurde. Claude sagte zum Beispiel den
Mitgefangenen: „Ihr solltet die Beichte
nicht fürchten. Ihr sagt die Sünden wirklich Gott und nicht dem Priester. Wisst
ihr, Unsere Liebe Frau sagte, dass die Beichte wie ein Telefon ist. Wir
sprechen durch den Priester zu Gott und Gott spricht zu uns zurück durch den
Priester.“
Die Stunde der Hinrichtung
Der Tag und die Stunde der Hinrichtung kamen: 20. Januar 1944, fünf Minuten
nach Mitternacht. Der Sheriff Williamson sagte zuvor: „Claude, du hast das
Privileg einer letzten Bitte. Was möchtest du noch?“ – „Well“, meinte er, “meine Freunde hier, das ganze Gefängnis ist
sehr aufgeregt ... Aber, ihr versteht nicht. Ich werde nicht sterben, nur
dieser Leib hier. Ich werde zu ihr gehen. Und deshalb möchte ich eine Party
haben.“ Der verblüffte Sheriff fragte ihn: „Was meinst du?“ „Eine
Party!“ erklärte Claude, „Erlaubst du
Pater O’Leary, Kuchen und Eiscreme zu bringen, und lässt du die Gefangenen des
2. Stockes im Hauptraum frei, damit wir alle zusammen sein und eine Party haben
können?“ – „Jemand könnte den Pater angreifen!“, entgegnete der
Sheriff. Claude wendete sich seinen Kollegen zu und sagte: „Oh, das werden sie nicht tun, stimmt’s?“
Der Sheriff genehmigte also die Party und alle freuten sich über Eis und
Kuchen. Auf Bitten von Claude hielten sie danach eine Anbetungsstunde und
beteten den Kreuzweg. Dann wurden die Männer wieder in ihre Zellen gebracht.
Claude erhielt noch die hl. Kommunion.
Claude begann zu weinen
Dann aber, fünf Minuten vor der Hinrichtung, kam der Sheriff die Treppen
hochgerannt: „Stopp, Stopp! Der Gouverneur hat zwei Wochen Strafaufschub
gewährt.“ Sein Rechtsanwalt hatte nämlich immer noch an dem Freispruch von
Claude gearbeitet. Als Claude davon hörte, begann er zu weinen. Der Sheriff und
der Priester meinten, es wären Freudentränen. Doch Claude sagte ihnen: „Ihr versteht nicht! Wenn du einmal ihr
Gesicht gesehen hast, und in ihre Augen schauen durftest, dann möchtest du
keinen weiteren Tag mehr leben!“ Und er fuhr fort: „Was habe ich in den letzten Tagen falsch gemacht, dass Gott mich nicht
heimgehen lässt? Warum muss ich noch zwei Wochen hier bleiben?“
Strahlend vor Freude auf dem elektrischen Stuhl
Der Priester hatte große Not, Claude zu beruhigen. Da kam ihm plötzlich
eine Idee: „Claude, du kennst James H., der auch hier im Gefängnis ist und
auf seine Hinrichtung wartet. Du weißt, dass er dich sehr hasst. Er wurde
katholisch erzogen, hat dann aber ein schreckliches Leben geführt, und weist
Gott und alle Christen ab. Vielleicht möchte die Muttergottes, dass du den
Verzicht, bei ihr zu sein, für seine Bekehrung aufopferst. Warum opferst du
nicht jeden Augenblick, der dich noch von ihr trennt, für diesen Gefangenen
auf, damit dieser nicht für alle Ewigkeit von Gott getrennt ist?“ Claude
dachte einen Moment nach, bat dann den Priester, ihm die Worte zu sagen, mit
denen er dieses Opfer bringen soll.
Claude wurde zwei Wochen später tatsächlich hingerichtet, am 4. Februar
1944. Pater O’Leary, der
1960 über einen Rundfunksender diesen Bericht gab, sagte: „Ich habe nie mehr
jemand so froh in den Tod gehen sehen … Strahlend vor Freude saß er auf dem
elektrischen Stuhl!“ Seine letzten Worte an den Priester waren diese: „Pater, wenn immer du eine Bitte hast, sag’s
mir, und ich werde sie (die Muttergottes) bitten!“
„Ich sah Claude … und meinen Platz in der Hölle“
Auch für James H. kam die letzte Stunde am 19. Mai 1944. Er war immer noch
voller Hass. Auf die letzte Einladung, noch etwas zu sagen, reagierte er mit
Gotteslästerungen. Doch plötzlich hielt er inne, schrie laut auf und rief: „Sheriff, hol mir einen Priester!“ Pater
O’Leary stand schon in der Nähe, er kam vor und hörte seine Beichte.
Der Sheriff wollte danach von ihm doch noch wissen, warum er sich plötzlich
so verändert habe. James antwortete ihm: „Ich
sah Claude in der Ecke, hinter ihm die Muttergottes mit der Hand auf jeder
Schulter. Er sagte zu mir: ‚Ich habe meinen Tod, in Vereinigung mit Christus am
Kreuz für deine Rettung aufgeopfert. Sie hat für dich die Gnade erwirkt, dass
du deinen Platz in der Hölle siehst, falls du nicht bereust.’ Mir wurde mein
Platz in der Hölle gezeigt, und das war der Grund, warum ich so entsetzt
aufschrie.“
Gottes barmherzige Liebe ist
erfinderisch, um zu jenen
zu gelangen, die sie suchen. Sie handelt auch durch uns Menschen, durch
Ereignisse, unbewusst gesprochene Worte oder auch gesegnete Gegenstände wie
Medaillen. Danken wir Gott für die unzähligen Mittler der Barmherzigkeit Gottes
in unserem Leben. Werden auch wir zu solchen Mitarbeitern der Gnade für alle
Menschen um uns, ob nah oder fern.
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