Montag, 5. März 2012

Gibt es Engel?

"Ein Engel ist gleichsam der persönliche Gedanke, 
mit dem Gott mir zugewandt ist."
(Papst Benedikt XVI.)

Ein Vortrag von P. Bernhard Speringer ORC

bei der Aktionsgemeinschaft IK-München 
(Mitglied im „Forum Deutscher Katholiken“) 
in München

Engel begegnen uns heutzutage in allen möglichen Situationen des Alltags: in der Werbung; in Filmen und auch in vielen Liedern. Sogar manche Pop-Gruppen benennen sich nach ihnen. Auch in der Kunst begegnen uns die Engel. Wer kennt sie nicht die beindruckenden Engeldarstellungen eines Michelangelo oder Bernini. Selbst Menschen werden als Engel bezeichnet. „Du bist ein Engel!“ ist ein häufig verwendetes Kompliment. Oder denken wir an den Engel von Kalkutta, die sel. Mutter Theresa.
Wenn man die Augen offen hält, wird man immer wieder auf das Wort Engel stoßen. Aber bei genauem Hinsehen fällt auf, dass die Bedeutung von Engel unterschiedlich verwendet wird. Je nachdem wer das Wort benutzt, meint etwas anderes. Deshalb ist ein Nachdenken über die Engel aus katholischer Sicht sinnvoll. Infolge der vielfachen Leugnung der geistigen Welt der Engel durch den Naturalismus und den Rationalismus hat eine Gegenbewegung eingesetzt, die sich mit Vehemenz jener anderen Welt zuwendet, die sie als die „geistige Welt“ bezeichnet, sie aber als eine „Welt der Geister“ versteht. „Dabei handelt es sich um die esoterische Spekulation, um die „Religion des Übersinnlichen“ wie der Titel eines neuen Buches diese Geistesrichtung bezeichnet, als deren Exponent sich das äußerst einflussreiche „New Age“ in unserer Zeit etabliert hat. Das esoterische Weltbild hat keine klare Vorstellung von einem persönlichen Gott, wie er sich dem Volk des Alten und des Neuen Bundes offenbart hat, und wie es unsere Glaubensüberzeugung ist.
Gerade auch als Priester wird man immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob es die Engel überhaupt gibt und warum wir sie brauchen. Selbst in der katholischen Kirche gibt es Stimmen, die meinen, man müsse sich doch mit so nebensächlichen Themen der Theologie nicht beschäftigen. Es gäbe wahrhaft wichtigere Dinge zu bedenken und zu verkündigen. Freilich ist unser Herr Jesus Christus, der Sohn des ewigen Vaters, der zu unserem Heil Mensch geworden ist und der für uns am Kreuz gestorben ist, Mittelpunkt unseres Glaubens. Dieses Geheimnis wird täglich in unserer Mitte gegenwärtig gesetzt bei der Feier des heiligen Messopfers.

Deshalb die frage aus katholischer sicht:  Gibt es überhaupt Engel?

Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) sagt uns diesbezüglich:
In der Heiligen Schrift bezeichnet das Wortpaar „Himmel und Erde“ alles, was existiert: die gesamte Schöpfung. … „der Himmel“ oder „die Himmel“ kann das Firmament bezeichnen, aber auch den eigentlichen „Ort“ Gottes – er ist ja unser „Vater im Himmel“ (Mt 5, 16) – …. Schließlich bezeichnet das Wort „Himmel“ den „Ort“ der geistigen Geschöpfe – der Engel –, die Gott umgeben. (326)
Das Glaubensbekenntnis des Vierten Laterankonzils sagt: Gott ,,schuf am Anfang der Zeit aus nichts zugleich beide Schöpfungen, die geistige und die körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die menschliche, die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht“ (DS 800) [Vgl. DS 3002; SPE 8.]. (327)
Dass es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich ,,Engel“ genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung. (328)
Die Existenz der Engel ist eine Glaubenswahrheit, die die Kirche immer verkündet und verteidigt hat.
Es ist gut, sich bewusst zu sein, dass eine der großen Früchte der Engelverehrung die wachsende Ehrfurcht ist, die wir für Gott selbst empfinden werden. Wer nicht mehr an Engel glaubt, begibt sich in die Gefahr, sehr bald für Gott selbst nicht mehr die passende Ehrfurcht zu haben. Die Präfation von den heiligen Engeln in dem unter Papst Paulus VI. eingeführten Ordo Missae sagt: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und in der Herrlichkeit der Engel deine Macht und Größe zu preisen. Denn dir gereicht es zur Verherrlichung und zum Lob, wenn wir sie ehren, die du erschaffen hast. An ihrem Glanz und ihrer Würde erkennen wir, wie groß und über alle Geschöpfe erhaben du selber bist!
Eine der vielen Ursachen der heutigen Glaubenskrise ist der dramatische Untergang des Glaubens an die Engel. Dadurch verliert der Mensch den Sinn für das Übernatürliche, für das „Geheimnis des Glaubens“, für „Glaubenswahrheiten“ – die der Rationalismus und Relativismus nicht akzeptieren können bzw. als eine von vielen Möglichkeiten hinstellen. Damit stumpft auch das Gespür für alles, was heilig ist, ab (z,B. für die Liturgie oder auch für das menschliche Leben) oder für das, was in der Kunst oder den Umgangsformen schön ist. Man denke an die Verrohung der Sitten genauso wie an die sogenannte „Moderne Kunst“. Diese ist weitreichend degeneriert, weil – sowie Reinhold Schneider sagt - die echte Kunst den Verlust des Glaubens an die Engel „nie verschmerzt hat“. (Reinhold Schneider, Macht und Gnade. Suhrkamp, Frankfurt, 1977, S. 209)

Am 29.9.2007 hat Papst Benedikt XVI. am Festtag der hl. Erzengel Gabriel, Michael und Raphael 6 Bischöfe geweiht und eine bemerkenswerte Predigt über die hl. Engel gehalten, in der er Wesen und Aufgabe der hl. Engel kurz und prägnant erklärt. Es ist die wohl prägnanteste Kurzkatechese über die Engel schlechthin. Der Papst sagt:

„Was ist ein Engel? 
Die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche lassen uns zwei Aspekte erkennen.

Der Engel ist einerseits ein Geschöpf, das vor Gott steht und mit seinem ganzen Sein auf Gott ausgerichtet ist. Alle drei Namen der Erzengel enden mit dem Wort »El«, was »Gott« bedeutet. Gott ist in ihre Namen, in ihr Wesen eingeschrieben. Ihr wahres Wesen ist das Dasein vor Ihm und für Ihn.

Genau daraus erklärt sich auch der zweite Aspekt, der die Engel kennzeichnet: Sie sind Boten Gottes. Sie bringen Gott zu den Menschen, sie öffnen den Himmel und öffnen so die Erde.
Gerade weil sie bei Gott sind, können sie auch dem Menschen sehr nahe sein. Gott ist in der Tat jedem von uns näher als wir es uns selbst sind. Die Engel sprechen zum Menschen von dem, was sein wahres Sein ausmacht, von dem, was in seinem Leben so oft zugedeckt und begraben ist. Sie rufen ihn auf, wieder zu sich zu kommen, indem sie ihn von Gott her berühren. In diesem Sinn sollten auch wir Menschen immer wieder füreinander Engel werden – Engel, die uns von den falschen Wegen abbringen und uns immer von neuem auf Gott ausrichten.“

Der Engel ist also zuallererst „ein Geschöpf, das vor Gott steht und mit seinem Ganzen Sein auf Gott ausgerichtet ist.“ – so Papst Benedikt. Die Engel schauen ununterbrochen das Antlitz Gottes (vgl. Mt 18,10), sie sind sich der Größe und Liebe Gottes ständig bewusst, deshalb ist ihr ganzes Dasein Anbetung.
Die Engel beten Gott an, ja ihr ganzes Dasein ist Anbetung Gottes. Romano Guardini sagt über die hl. Engel: „Hier sind Geschöpfe, die nichts sind, als Anbetung, nichts können als Anbetung – doch damit können sie das eine und das alles.“ (Engel – Theologische Betrachtungen, Topos, 4. Aufl. 2002, 44.)
Das ganzes Sein und Wesen des Engels ist Anbetung Gottes. So ist auch das ganze Leben und die ganze Sendung Jesu von der Anbetung der Engel umgeben. Im Katechismus (333) heißt es:
Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. Als Gott ,,den Erstgeborenen in die Welt einführt, sagt er: ,Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen“‘ (Hebr 1,6).
Die Anbetung ist nicht nur ein Tun der Engel, also einzelne „Akte der Anbetung“, sondern das „Wesen“ der Engel.

Aus diesem ersten Aspekt ergibt sich für uns das wahre, katholische Bild vom hl. Engel, welches in der Geschichte – sei es in der Literatur, in der Theologie oder v.a. auch in der Kunst -  immer wieder entstellt wurde: Der hl. Schutzengel ist kein „Engelein“, auch kein „Schutzengelein“. Er ist eine machtvolle Persönlichkeit!
Er ist nicht unser Diener. Er ist Diener des Allmächtigen Gottes in der ganzen Freiheit seines Willens. Wenn Gott ihn zum Schutzengeldienst ruft, dann dient er Gott in uns.
Wir müssen Ehrfurcht vor ihm haben, denn er steht vor Gottes Angesicht. Wir müssen jeden Tag danken, dass Gott uns einen so starken Helfer gegeben hat.

Damit kommen wir zum zweiten Aspekt von Wesen und Dienst der hl. Engel, wie ihn Papst Benedikt beschreibt: die Engel sind Boten Gottes. Sie vermitteln und den Willen Gottes, sie führen und schützen uns. Das kommt auch im Thema dieser Betrachtung zum Ausdruck:
Im Buch Exodus heißt es: „Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn, und hör auf seine Stimme! ... Wenn du auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage, dann werde ich der Feind deiner Feinde sein und alle in die Enge treiben, die dich bedrängen.“ (Ex, 23,20-23)

Es ist die Stimme des Engels, aber was er sagt, ist von Gott. Er ist Beauftragter, Bote, ja fast Stellvertreter Gottes an unserer Seite.

Ganz in diesem Sinne sagt der hl. Basilius:
,,Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen“ (Basilius, Eun. 3,1).

Unser Schutzengel ist ein Liebesbeweis Gottes.

So sehr liebt Gott jeden einzelnen Menschen, dass er ihm einen Engel als Beschützer und Hirte zur Seite stellt, um ihn zum Leben zu führen (hl. Basilius, Eun. 3,1, in KKK 336). Wir könnten genauso gut sagen, „um ihn zum Ewigen Leben zu führen“, denn das ist ja die erste und wichtigste Aufgabe des hl. Schutzengels: Dass wir das Ewige Leben erlangen. Deshalb könnten wir auch sagen: Einem jeden Gläubigen steht ein Engel zur Seite, um uns zu Gott zu führen, denn Gott ist das Leben, das Ewige Leben. In all dem sehen wir die Liebe und gütige Vorsehung Gottes.
Der hl. Schutzengel ist der „persönliche Vertreter Gottes“ bei mir. Er ist die „persönliche Offenbarung der Vorsehung Gottes für mich“. Das ist für uns ein ganz großer Trost, zu wissen, dass wir Gott soviel wert sind, dass er uns dem hl. Engel anvertraut hat, dass er mit uns geht ein Leben lang.
Für den hl. Bernhard von Clairvaux ist die Existenz der hl. Schutzengel ein Beweis dafür, „dass der Himmel nichts außer Acht lässt, was uns helfen oder schaden könnte.
Der selige Papst Johannes Paul II. sagte bei einer Generalaudienz im Jahr 2004, dass, an den hl. Schutzengel zu denken, eine Gelegenheiten sei, um „an den Eifer zu denken, mit dem sich Gott um jeden einzelnen Menschen kümmert.“ Und weiter: „Erfahrt die Gegenwart der Engel, die euch nahe sind und lasst euch von ihnen leiten.“ (Katechese Generalaudienz am 29.9.2004)
Und an anderer Stelle sagt der selige Papst: „Indem er uns seinen Engel zur Seite stellt, will der Herr uns in jedem Augenblick unsres Daseins nahe sein.“

Papst Pius XII. ermahnte in seiner letzten Ansprache vor seinem Tod eine Gruppe amerikanischer Pilger: „Gott gewähre Euch, dass Ihr eine glückselige Ewigkeit mit ihm [dem hl. Schutzengel] verbringen dürft. Beginnt darum bereits jetzt, ihn besser kennen zu lernen!“
Die Kirchenväter, die Kirchenlehrer und die Heiligen gehen noch einen Schritt weiter, ein Schritt, der uns schon in die theologische Spekulation führt: Viele der Kirchenväter bzw. Kirchenlehrer, unter Ihnen der hl. Thomas von Aquin, Bernhard von Clairvaux, Bonaventura und Thomas von Aquin, sind davon überzeugt, dass der Mensch auf seinen eigenen ihm von Gott gegebenen Engel hin erschaffen wurde und dass der hl. Engel umgekehrt auch wieder auf diesen Menschen hin erschaffen wurde, so dass diese beiden in einer ganz einzigartigen Weise zusammengehören. Sie gehören im Plan Gottes, in den Gedanken Gottes von Ewigkeit her, zusammen.

Ein anderer Zugang zu diesem Thema ist die Frage: Was bindet die Engel jeweils an einen bestimmten Menschen? Nur den Auftrag Gottes, der sie dazu sendet? So fragt Alois Winklhofer mit Berufung auf Paul Claudel:  "Vielleicht ist es so, dass nicht bloß jeder Mensch einen, sondern seinen Schutzengel hat, der ihm ganz persönlich und individuell zugeordnet ist; vielleicht auf Grund einer geheimen Verwandtschaft, die gerade zwischen ihm und jenem Engel besteht. Wäre es nicht denkbar, anzunehmen, dass jeder Mensch irgendwie nach dem Bild eines Engels, dessen, der ihm dann zu seinem Schutze beigegeben wird, geschaffen ist?" (A. Winklhofer, Die Welt der Engel, 87f.)

Tatsächlich hat Gott von Ewigkeit her bei seiner Erschaffung, Begnadigung und Verherrlichung „meines Engels“ auch an mich gedacht. Durch ihn lässt er mir das göttliche Licht zukommen, damit ich nach dem Abbilde Christi „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ umgewandelt werde (vgl. 2 Kor 3,18). Diesem bestimmten Abbilde Christi, das ich zu werden bestimmt bin, ist wohl mein Engel am ähnlichsten, denn er vermittelt mir mein Leben lang das göttliche Licht genau gemäß seiner persönlichen Prägung in der göttlichen Gnade. (Vgl. Hl. Johannes von Kreuz, Dunkle Nacht der Seele. Buch II, Kap. 12,3).

Demzufolge werden wir – menschlich ausgedrückt – wie zwei Zwillingsbrüder vor dem Thron Gottes in der Herrlichkeit erscheinen, wo wir, nach der Aussage hl. Thomas von Aquin, nebeneinander in alle Ewigkeit mitherrschen werden. (Vgl. Hl. Thomas von Aquin, Summa Theologiae  Iª q. 113 a. 4 co. (“Quando autem [homo] iam ad terminum viae pervenerit, iam non habebit Angelum custodem; sed habebit in regno Angelum conregnantem.”)

All das zeigt uns den hl. Schutzengel als Zeichen und Beweis der Liebe Gottes zu uns Menschen:

Diese Wahrheit kommt im Evangelium - konkret im Wort Jesu über die Kinder - zum Ausdruck: Der Herr sagt: «Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.» (Mt 18,10). Nach der allgemeinen Auffassung der Kirchenlehrer hat nicht bloß jeder Getaufte, sondern jeder Mensch von Anbeginn seines Lebens an einen besonderen Schutzengel. Ein Beispiel für die Würde der menschlichen Seele:  «Wie groß ist die Würde der Seelen, dass eine jede von Geburt an zu ihrem Schutz einen Engel zugewiesen hat», sagt der hl. Hieronymus (In Mt III zu 18,10).

Ein großer Theologe unserer Zeit, der Jesuitenpater Jean Galot, sagt dazu: „Wir müssen diese Warnung Jesu [die Kinder nicht zu verachten] im sozialen Kontext sehen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben die Kinder und die einfachen Leute verachtet, weil sie „das Gesetz“ zu wenig kannten. Und Jesus hält ihnen entgegen, dass diese Kleinen, die „Unwissenden“, dank ihrer heiligen Engel eine viel größere Weisheit besitzen als die Gesetzes- und Schriftgelehrten. Und in einem weiteren Kontext sagt der Herr nichts anderes, als dass „wegen ihrer hl. Engel“ jedes menschliche Leben, so armselig es auch zu sein scheint, nicht verachtet werden darf – heute müsste man sogar sagen, nicht zerstört werden darf. (Jean Galot, Guardians given to accompany us, in L'Osservatore Romano, Weekly Edition in English, 1 October 1997, p. 4. Übersetzung und Zusammenfassung vom Verfasser)

Ein anderer großer Gelehrter unserer Zeit, Romano Guardini, hat zu dieser Stelle folgendes geschrieben: «Jesus hat mit dieser Warnung nichts anderes gesagt als: Wenn du in böser Absicht auf ein Kind zugehst, wisse, du triffst nicht nur auf ein hilfloses Geschöpf, sondern hinter ihm steht der Engel und schützt es. Auf die Frage aber, worin die Macht des Engels bestehe, lautet die Antwort: Er sieht allezeit das Antlitz des Vaters“. Der Engel ist „im Himmel“...und Gottes Heiligkeit ist um ihn. Was du also dem Kinde tust, trifft da hinein. Wehe dir, wenn du ihm zu nahe trittst. Der Engel schweigt. Scheinbar geschieht nichts. Dein Haus brennt nicht ab, ... dein Wagen verunglückt nicht. Aber alles ist in der Allwissenheit Gottes aufgehoben, und einmal wirst du innewerden, was für einen Gegner du dir geschaffen hast, als du den Engel des Kindes gegen dich aufriefst.» (Romano Guardini, Engel – Theologische Betrachtungen, Topos Bd 337, Matthias Grünewald Verlag, Mainz 2000, 30.)

«Jesus verwendet hier auch den Ausdruck "ihre Engel... sehen stets das Angesicht meines Vaters im Himmel." Ihre Engel! Er sagt damit, dass die Engel in gewisser Weise zu ihnen gehören, sie durch ihr ganzes Leben begleiten. Der Begriff Schutzengel ist da fast ein wenig zu kurz gefasst. Die Aufgabe der Engel geht weit über den „Schutz“ hinaus. Sie sollen ihrem Schützling helfen, an das Ziel seines Lebens zu gelangen, nämlich auch das Angesicht des himmlischen Vaters im Himmel zu schauen.» (Galot, ebd.)
Immer wieder erfahren wir in unserem Leben die Hilfe und den Beistand unseres Schutzengels. Um oft nehmen wir diese Hilfe als zu selbstverständlich und vergessen, dem hl. Schutzengel für seine immense Hilfe zu danken.
Der hl. P. Pio war ein großer Verehrer der hl. Schutzengel und er gibt uns folgenden Rat:
Der Schutzengel verlässt uns nie. Er ist der treueste Freund, auch wenn wir gesündigt haben oder ihn durch unser verhalten beleidigt haben. Ehre deshalb deinen Engel und danke ihm für alle Hilfe, mit der er dich umgibt, denn nach Gott  und der Muttergottes gibt es niemanden, der dich mehr liebt als er. Er ist immer bei dir – Tag und Nacht. Vergiss ihn nicht und zweifle nie an dieser unaussprechlichen Wahrheit. Du würdest an Jesus selbst zweifeln, der uns diese Wahrheit geoffenbart hat. Denke während des Tages oft an ihn. Wie sehr freut es ihn und er wird mit umso größerem Eifer für dich fürbittend beim Herrn eintreten. (Zit: Giampaolo Thorel, Angeli – custodi a tempo pieno, 188).

Zum Abschluss möchte ich ein Gebet vorlesen, welches Anne Perl in ihrem Büchlein „Gefährten der Seele“ verfasst hat:
Ich will mit dir beten... Denn die Augen, die mich anschauen, schauen gleichzeitig Gott an. Du bist sein Bote und mein Beschützer, nicht nur mein Leib ist Dir anvertraut, sondern auch meine Seele. Welch ein Geschenk Gottes an sein Geschöpf! Welch ein Triumph der Seligkeit: Ich bin nie allein! Du liebst mich, weil Du mein Engel bist. Ich liebe Dich, weil Du Dich meiner annimmst, um mich niemals zu verlassen. Du bist nicht zu täuschen, und das ist gut. Du ermahnst mich und lenkst mich auf den rechten Weg. Du wartest auf mich, wenn ich mich verloren habe. Du hilfst mir, das Böse zu überwinden. Ich will auf Deine Stimme hören und Dir folgen, wohin du mich führst. Lehre mich, den Herrn des Himmels und der Erde so zu lieben, wie er geliebt zu werden verdient.

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