Vortrag für Radio Maria Österreich am 24.11.2011
Der Augenblick des Todes –
der wichtigste Moment in unserem Leben
der wichtigste Moment in unserem Leben
Der Tod und der Kampf ums Ewige Leben
„Wir sind nur Gast auf Erden“ heißt es in einem bekannten
Kirchenlied. Der hl. Augustinus hat einmal sagt: Wenn ein Mensch auf die
Welt kommt, dann kann man viele Hypothesen aufstellen: Vielleicht wird dieser
Mensch einmal hübsch sein oder vielleicht auch nicht, vielleicht wird er
berühmt werden oder vielleicht auch nicht; vielleicht wird er alt werden oder
vielleicht schon jung sterben, aber von niemand kann man sagen: Vielleicht wird
er sterben. Der Tod gehört zum Leben.
Was ist die christliche Antwort auf diese irdische
Vergänglichkeit, die jeden Menschen betrifft? Gibt es ein Fortleben nach dem
Tod? Das ist wohl die grundlegendste und bedeutendste Frage im Leben jedes
Menschen. Es ist eine existenzielle Frage im wahrsten Sinn des Wortes. Sie
betrifft uns alle.
Unser Glaube bejaht das Fortleben der Seele nach dem Tod und
hat sogar für den Leib sichere Hoffnung: Er wird auferweckt werden am Jüngsten
Tag, wenn Christus wiederkommt in Herrlichkeit. Der Glaube an Jesus Christus
gibt uns schließlich die tröstliche Gewissheit, dass wir dem leiblichen Tod
nicht hilflos ausgeliefert sind, so als wäre er das Einzige und Letzte, was wir
am Ende unseres irdischen Lebens zu erwarten hätten.
In diesem Glauben beten wir auch für unsere Verstorbenen. Das
Gebet ist ein Ausdruck dafür, dass wir uns mit den Verstorbenen verbunden
wissen über den Tod hinaus. Wir sind ihnen verbunden in herzlicher Zuneigung,
die über den Tod hinaus währt. Liebe ist stärker als der Tod.
Wenn wir für unsere Verstorbenen beten, dann vertrauen wir
auf Gott, den barmherzigen Vater, den Richter der Lebenden und der Toten, den
König, dem alles lebt und der alles vollenden wird.
Wir beten für unsere Verstorbene mit den Worten: „Herr, gib
ihnen die ewige Ruhe...“ Diese Worte meinen keine Grabesruhe, sondern nichts
anderes als die Freude an Gott, die Freude am Guten, das nicht enden wird.
Wir beten für unsere Verstorbenen auch mit den Worten:
„...und das ewige Licht leuchte ihnen!“ Jesus Christus ist das Licht der Welt.
Bei ihm wird alles Dunkle, Unerklärbare und Unfassbare in Licht und Klarheit
verwandelt.
Das
Bewusstsein über unsere Vergänglichkeit
und unsere Vorbereitung auf die Ewigkeit
Jesus erinnert uns auch an einen Termin, an den wichtigsten Termin
in unserem Leben: der Tag, an dem unser Leben zu Ende geht. Er sagt zwar nicht,
wann das sein wird. Aber er lässt sich nicht verdrängen, dieser letzte Termin
in unserem Leben. Und auch, wenn wir ihn gerne weit wegschieben: Er ist uns oft
näher, als wir wahrhaben wollen.
Deshalb die sehr deutliche Mahnung Christi:
Wir Christen sollten für das ewige Leben unserer
unsterblichen Seele uns zumindest nicht weniger sorgen als die „Kinder dieser
Welt“ sich um ihr irdisches Fortkommen, ihre Karriere und ihren Reichtum sorgen
und kümmern: sie wenden doch alle Klugheit, Schlauheit und List an, um
vorwärtszukommen, um Karriere zu machen, um im Geschäft Erfolg zu haben und
gegenüber der Konkurrenz bestehen zu können. Da wird oft gar nicht lange
gefragt, ob die eingesetzten Mittel erlaubt sind oder nicht, da hält man sich
im Gegenteil skrupellos an den berüchtigten Grundsatz: Der Zweck heiligt die
Mittel.
Wie sieht es demgegenüber bei uns Christen mit unserer Sorge
um das Ewige Leben aus? Sorgen wir uns denn wirklich um unser Leben nach dem
Tod, um unsere Ewigkeit? Scheint uns nicht alles andere tausendmal wichtiger?
Und doch müssten wir Christen längst um das klare Wort Jesu Kennen: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze
Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele!?"
Der Fürstensohn Aloisius v. Gonzaga hat sich bei allem, was
er unternahm, zuerst immer gefragt: "Quid
hoc ad eternitatem? Was nützt mir das für die Ewigkeit!? Und eine
bedeutende Heilige unseres Jahrhunderts hatte sich den programmatischen
Grundsatz zurechtgemacht: "Gott,
Seele, Ewigkeit: alles andere bedeutet letztlich nichts!"
Ein Christ, der bewusst seinen Glauben lebt, wird sich ein
Leben lang auch bewusst auf den Tod vorbereiten, damit er uns nicht wie ein
„Dieb in der Nacht“ überraschen kann.
Der Augenblick des Todes und die Stunden oder Momente des Sterbens
sind die alles entscheidenden Augenblicke unseres Lebens, ja unserer ganzen
Existenz. Es geht um die Ewigkeit, um unsere ewige Bestimmung. Ewige Glückseligkeit
oder ewige Verdammnis. Unser ganzes Leben, alles Gute wie auch alles Schlechte
wird im Sterben auf einen einzigen Moment komprimiert und angesichts dieses
unseres Lebens haben wir die Entscheidung zu treffen: für Gott oder gegen Gott!
Und diese Entscheidung kann ein Kampf sein. Nicht umsonst
spricht man auch vom Todeskampf der Sterbenden. Viele können nicht loslassen.
Viele hängen zu sehr am Irdischen: an materiellen Gütern oder an Menschen.
Viele haben Angst vor dem Ungewissen, dass sie nach dem Tod erwartet, weil sie es
verabsäumt haben, sich im Glauben darauf vorzubereiten. Und schließlich gibt es
dann auch noch den „Lügner von Anbeginn“, der uns gerade im Augenblick des
Todes in Versuchung führt. Der uns zweifeln macht and der Güte und
Barmherzigkeit Gottes so wie er den Zweifel in die Herzen von Adam und Eva
gesät hat und sie sich schließlich von Gott abwendeten. Wer schon einmal Zeuge
beim Sterben eines Menschen war, weiß, dass die Versuchung durch den Teufel und
seine Bedrängnisse gegen den Sterbenden in der Todesstunde keine bloße Floskel
sind.
Wie sehr brauchen wir die Gnade Gottes in diesen alles
entscheidenden Augenblicken des Sterbens. Wie sehr brauchen wir den Beistand
der Muttergottes und der hl. Engel und aller Heiligen.
Wir dürfen aber nicht nur um unser eigenes Seelenheil besorgt
sein, sondern um das ewige Heil so vieler Menschen, die täglich sterben und für
die unser Herr und Heiland sein Blut vergossen hat, um sie zu erlösen.
Die Sorge um die Sterbenden
Die Sorge für die Sterbenden ist ein wichtiges Werk in
christlicher Nächstenliebe. Erste Hilfe bei Unglücksfällen und Rettung des
Lebens ist uns selbstverständlich. Denken wir aber auch an die Rettung des
Menschen für das ewige Leben?
Täglich sterben weltweit über 500.000 Menschen! Wenn es ums
eigene Sterben geht, wünschen sich die meisten Menschen eine vertraute
Umgebung, möglichst in der eigenen Familie. Doch der größte Teil der
Bevölkerung stirbt im Krankenhaus, oft sogar sehr einsam. Nicht immer finden
sich Angehörige, die am Sterbebett ausharren und mit dem Schwerkranken beten.
Nur noch selten wird ein Priester zum Sterbenden gerufen. Doch die Sterbestunde
ist für Jeden der Augenblick letzter Entscheidung für die Ewigkeit.
"Betet! Betet viel
für die Sterbenden!" bat Papst Pius X. wiederholt in seiner Sterbestunde.
Die heilige Theresia von Lisieux sagte kurz vor ihrem Tode:
"Wie begreife ich jetzt, dass viel
gebetet werden muss für die Sterbenden!"
Papst Pius XII. sagte: „Es
ist ein schaudererregendes Geheimnis, dass die Rettung vieler Menschen von
unserer Mitwirkung abhängt!“
In unserem Gebet für die Sterbenden dürfen wir uns besonders
an den Patron der Sterbenden, den hl. Josef wenden. Warum? Warum hat die Kirche
gerade den hl. Josef zum Patron der Sterbenden bestimmt?
Patron
der Sterbenden?
Aussagen des Katechismus der katholischen Kirche
Der KKK zitiert unter der Nummer 1014 einen Satz aus der
Nachfolge Christi des Thomas von Kempen:
„In
allen deinen Handlungen, in allen deinen Gedanken solltest du dich so
verhalten, als ob du heute sterben müßtest. Wenn du ein gutes Gewissen hättest,
würdest du den Tod nicht sehr fürchten. Es wäre besser, sich vor der Sünde zu
hüten, als vor dem Tod zu flüchten. Falls du heute nicht bereit bist, wirst du
es dann morgen sein?" (Nachfolge Christi 1,23,1).
Im selben Paragraf sagt der Katechismus:
„Die Kirche
ermutigt uns,
·
uns
auf die Stunde des Todes vorzubereiten (,‚Von einem plötzlichen Tode erlöse
uns, o Herr!": Allerheiligenlitanei),
·
die
Gottesmutter zu bitten, „in der Stunde unseres Todes" für uns einzutreten
(Gebet „Ave Maria")
·
und
uns dem hl. Josef, dem Patron der
Sterbenden, anzuvertrauen.“
Hier wird der hl. Josef von der Kirche expressis verbis als Patron der Sterbenden bezeichnet – wie
es die Kirche auch in ihrem Beten tut. In der Litanei zum hl. Josef ruft die Kirche diesen Heiligen ebenfalls als
„Patron der Sterbenden“ an.
In der Nummer 1020 verweist der KKK
auf den Augenblick des Sterbens und die Wichtigkeit der Sakramente und des
Gebetes. Er zitiert sogar einen Teil des kirchlichen Sterbegebetes, die
sogenannte „Commendatio animae“, in dem der hl. Josef mit Namen genannt wird.
Wörtlich het es unter Nummer 1020:
„Der
Christ, der sein Sterben mit dem Sterben Jesu vereint, versteht den Tod als ein
Kommen zu Jesus und als Eintritt in das ewige Leben. Wenn die Kirche über den
sterbenden Christen zum letzten Mal im Namen Christi die Lossprechungsworte
gesprochen, ihn zum letzten Mal mit einer stärkenden Salbung besiegelt und ihm
in der Wegzehrung Christus als Nahrung für die Reise gespendet hat, sagt sie zu
ihm mit sanfter Bestimmtheit:
„Mache dich auf den Weg, Bruder (Schwester) in Christus, im Namen
Gottes, des allmächtigen Vaters, der dich erschaffen hat; im Namen Jesu
Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich gelitten hat; im Namen
des Heiligen Geistes, der über dich ausgegossen worden ist. Heute noch sei dir
im Frieden deine Stätte bereitet, deine Wohnung bei Gott im heiligen Zion, mit
der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit dem heiligen Josef und mit
allen Engeln und Heiligen Gottes . . . Kehre heim zu deinem Schöpfer, der dich
aus dem Staub der Erde gebildet hat. Wenn du aus diesem Leben scheidest, eile
Maria dir entgegen mit allen Engeln und Heiligen . . . Deinen Erlöser sollst du
sehen von Angesicht zu Angesicht . . .“ (Sterbegebet, „Commendatio animæ“).
Der
Tod des hl. Josef (nach Jean Galot SJ)
Das Evangelium berichtet den Tod Josefs nicht, ebenso wenig
wie es den Tod Mariens erzählt.
Verschiedene Umstände des evangelischen Berichts lassen aber
darauf schließen, dass Josef vor Beginn des öffentlichen Lebens Jesu gestorben
ist. Josef tritt im öffentlichen Leben Jesu gar nicht in Erscheinung; es ist
bezeichnend, dass er mit den Familiengliedern, die Christus im Anfang seines
Apostolates suchten, «den Brüdern Jesu»,
nicht genannt wird (Mt 12,46; Mk 3,31; Lk 8,9).
Im Evangelium nennen die Bewohner Nazareths Jesus «den Zimmermann, den Sohn Mariens» (Mk
6,3). Das bedeutet, dass er der Sohn einer Witwe war und das Handwerk Josefs
weiterführte. Auch im Abendmahlssaal, als man die Herabkunft des Heiligen
Geistes erwartete, bestätigt sich die Abwesenheit Josefs. Zu seinen Lebzeiten
wäre sie bei dieser Gelegenheit ganz undenkbar gewesen. Alles legt also die
Annahme nahe, dass Josef die Erde verlassen hatte, ehe Jesus sein Predigtamt
antrat.
Es ist übrigens nicht schwer zu verstehen, welchen Grund
dieser Tod im Plan der göttlichen Vorsehung haben konnte. Josef nahm in
Nazareth die Stelle des Vaters Jesu ein und wurde von allen, die das Kind
heranwachsen sahen, als solcher angesehen. Als Christus sich der Welt
offenbaren wollte, musste der Schleier fallen, der die wahre Herkunft des
Kindes verhüllte. Jesus musste zeigen, dass Gott selbst sein Vater war. Dieser
Offenbarung wäre Josef gewissermaßen im Weg gewesen. Zumindest hätte seine
Gegenwart Widerspruch hervorrufen können, weil der Erlöser nicht «mein Vater»
sagen konnte, ohne Verwirrung hervorzurufen.
Diese Art von „Heimgang“
gehört zum Weg des bescheidenen Handwerkers von Nazareth. Es passt zu
seinem Ideal, dem Herrn an der ihm zugewiesenen Stelle zu dienen. Sobald das
Werk getan war, zog Josef sich zurück und legte seinen Tod ebenso wie sein
Leben in die Hände Gottes.
Gewiss war es ein Opfer Jesus und Maria zurückzulassen. Eine
solche Vertrautheit ist unvergesslich. Es war ihm sicher ein tiefer Schmerz, die zu verlassen, die das Glück
seines Lebens gewesen waren, denen er alle Liebe und Hingabe seines Herzens
geschenkt hatte.
Der Schmerz war umso größer, als Josef von der Erde scheiden
musste, ehe Jesus das große Erlösungswerk für die Menschheit vollbracht hatte.
Als das Kind größer wurde, hatte er sich gefreut, weil die Stunde des Heils
näher kam. Er hatte sehnsüchtig den Augenblick erwartet, da Jesu Heiligkeit und
Weisheit in Erscheinung treten sollte, um das Antlitz der Erde zu erneuern. Nun
musste er darauf verzichten, den so lange ersehnten Augenblick auf Erden zu
erleben. Mit menschlichen Augen würde er das Glück der erlösten Menschheit und
die Freude über ihre höhere und schönere Bestimmung, die endlich gesichert war,
nicht schauen.
Der Tod musste infolgedessen ein von Josef schmerzlich empfundenes Opfer sein. Er
bedeutete für ihn, wie gewöhnlich für alle anderen Menschen, einen wahren Riss,
eine Trennung von den Menschen, die ihm teuer waren, einen Verzicht darauf, den
Erfolg all seiner Anstrengungen zu sehen.
Josef hätte sich sagen können, dass der Tod zu früh kam, dass
er ein Leben, das noch viel hätte leisten können, vorzeitig abschnitt. Er aber
hatte sich angewöhnt, alles freudig aus Gottes Hand anzunehmen; so nahm er froh
aus dieser Hand auch das letzte Opfer an, das sie forderte. Keine Klage wird
auf seine Lippen gekommen sein, nicht einmal ein Bedauern; denn Josef war überzeugt, dass der Augenblick, den Gott wählt, immer
der beste ist. Liebend opferte er also den Schmerz, Jesus und Maria
verlassen zu müssen, wie er alle anderen Leiden seines Lebens geopfert hatte.
Er versuchte nicht einmal zu verstehen; er vertraute Gott und überließ sich dem
Vater, der ihn zu sich rief.
Patron
der Sterbenden (nach Jean Galot SJ)
Die Umstände seines Todes waren wohl derart, dass beim Opfer
die Freude nicht fehlte. Josef wurde die Gnade zuteil, bei seinem Tode
Jesus und Maria nahe bei sich zu haben. Deshalb wird sein Tod auch als Beispiel christlichen Sterbens
betrachtet.
Ist es nicht
das schönste Geschenk und die größte Gnade, Jesus und Maria im aller
wichtigsten und alles entscheidenden Augenblick unseres Lebens bei uns zu
haben, in jenen Stunden und Momenten, wo sich unsere ganze Ewigkeit
entscheidet?
Dem hl. Josef wurde diese Gnade in besonderer Weise zuteil.
Er kann uns deshalb auch als besonderer Fürsprecher diese Gnade erwirken.
Im Augenblick seines Hinscheidens von dieser Erde konnten
seine Augen auf zwei himmlischen Gesichtern ruhen. Da war Maria mit dem reinen,
gnadenerfüllten Blick, den er so gut kannte. Sie versuchte vor allem, ihm
Erleichterung in seinem Leiden zu verschaffen. Sie wurde von der Ehefrau zu
einer liebevoll sorgenden Mutter für Josef. Sicher umgab sie ihn mit äußerster
Zuvorkommenheit. So wie über Josef wird sie sich auf seine Fürsprache über alle
neigen, die an der Pforte des Todes stehen, um ihnen ihre mütterliche Liebe zu
erzeigen.
Die tiefste Kraftquelle für ein gutes Sterben war für Josef
jedoch die Gegenwart Jesu. Ehe er für immer die Augen schloss, ruhten sie auf
dem jungen Mann, dem Herrn und Erlöser. Für ihn hatte Josef gearbeitet: Er war
das Ziel seines Lebens, seine Freude und sein Stolz. Josef wusste, dass die
Bande, die sein Leben mit dem Leben Jesu verbunden hatten, niemals zerreißen
konnten. Im Blicke Jesu las er Versprechen, die weit über den Tod hinausgehen.
«Du wirst mit mir im Paradiese sein» (Lk 23,43). Die Vertrautheit, die sie im
Hause zu Nazareth vereint hatte, würde im Jenseits auf andere Weise fortdauern.
Josef hatte Jesus in seinem Hause aufgenommen; er würde für immer im Hause des
himmlischen Vaters aufgenommen werden.
Ein letztes Mal wurde Josef klar, dass die Gegenwart Jesu in
seinem Hause das Privileg seines Lebens gewesen war; diese Gegenwart würde er
auch im anderen Leben besitzen. Konnte er nicht mit noch größerer Berechtigung
die Worte Simeons wiederholen:
«Nun
lässt du, Herr, deinen Knecht wie du gesagt hast in Frieden scheiden; denn
meine Augen haben dein Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast:
Ein Licht, dass die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für sein Volk Israel»
(Lk. 2,29-32)?
In dieser Schau Jesu konnte er in Frieden scheiden. Er wandte
sich ohne Angst dem Jenseits zu.
Das ist also der Grund, warum wir im Glauben den hl. Josef
als den Patron der Sterbenden bezeichnen und ihn um seine Fürsprache um einen
guten, seligen Tod bitten.
Wir rufen Josef an, damit unser Tod dem seinen gleiche und wir
auch die Gegenwart der Gottesmutter Maria und unseres Herrn und Heilands Jesus
Christus erfahren dürfen.
Josef durfte durch seine besondere Berufung von ganzem Herzen
mitarbeiten am großen Erlösungswerk für das Heil aller Menschen. Dies Wirken
führt er im Jenseits fort. Es hat sich dort sogar geweitet und vervielfältigt.
Der hl. Josef ist mehr denn je Fürbitter. Das teilt er mit
vielen Heiligen. Alle flehen für uns zu Gott und treten für uns ein.
Josef jedoch trägt den Titel eines Fürsprechers auf ganz
besondere Weise. Er steht Maria und Jesus so nahe, dass seine Fürbitte einen
einzigartigen Wert erhält.
Auch im Himmel bleibt Josef der Gatte Mariens. Auf Erden war
ihre Verbindung so vollkommen, dass sie stets bemüht waren, sich gegenseitig
jeden Wunsch zu erfüllen. Nun ist es noch so: Die Wünsche Josefs werden sogleich die Wünsche der Königin des Himmels.
Daher können alle, die Josef anrufen, gewiss sein, das Herz Mariens zu rühren
und ihre fürbittende Allmacht zu erreichen. Dadurch erhalten unsere Gebete zum
hl. Josef eine umso größere Wirkung.
Auch seinem Sohn Jesus gefallen diese Gebete auf besondere
Weise; denn Jesus bewahrt ihm die dankbare Liebe, die ein Sohn seinem Vater
schuldet. Die innige Vertrautheit Josefs mit Jesus setzt sich im Himmel fort;
sie garantiert die Erfüllung all seiner Bitten. Mit beispielhafter Treue und
Hingabe hatte Josef sich während seines irdischen Lebens dem Wohle des Kindes
geweiht; dem entspricht nun die Treue Jesu in der Erfüllung seiner Bitten. Der Sohn Gottes stellt seine Allmacht in den
Dienst jenes Mannes, den er auf Erden Vater genannt hat.
Beten für die Sterbenden
Wir
dürfen deshalb den hl. Josef besonders bitten um einen guten Tod für uns
selbst, so wie wir auch die Muttergottes in jedem Ave Maria darum bitten: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für
uns Sünder; jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen“
„Ich
muss sterben und weiß nicht wann, nicht wo, nicht wie;
jedoch
dies weiß ich: wenn ich in einer Todsünde sterbe,bin ich ewig verloren!
Heiliger
Josef, mein geliebter Sterbepatron,
bewahre
mich vor diesem entsetzlichen
Unglück!
Auf
Deine Fürsprache möge meine Seele in der Stunde des Todes in Frieden scheiden!
Amen.“
Und wir
dürfen und sollen für die Sterbenden bitten.
Es gibt dafür ein
kurzes aber schönes Gebet der Josefs-Bruderschaft, die 1913 von Papst Pius X.
auf Anregung des seligen Don Guanella in der Kirche des hl. Josef in Rom
gegründet wurde, um die ganze Christenheit zum Gebet für die Sterbenden
aufzurufen.
Papst Johannes XXIII.
hat das Werk der Bruderschaft vom Tod des heiligen Josef gesegnet und es als
Ausdruck der christlichen Nächstenliebe empfohlen.
Nur dieses kleine
Gebet ist morgens und abends zu verrichten:
"Hl. Josef,
Nährvater Jesu Christi
und wahrer Bräutigam der seligsten Jungfrau Maria,
bitte für uns
und für die Sterbenden dieses Tages / dieser Nacht!"
Der hl. Josef, Patron der Sterbenden
ein außergewöhnlicher Bericht
ein außergewöhnlicher Bericht
“Den
kenne ich, er hat mich besucht!”
Die beiden Steyler
Missionare Bruder Gervasius und Pater Götsch waren von Kaotai / Japan aus zu
einer Schwerkranken unterwegs. Nach dreitägigem Ritt von mehr als 200 Kilometern
sind sie am Ziel, doch die Frau war bereits gestorben.
Bedrückt treten sie
den Heimweg an. Etwa nach der Hälfte des Bergrittes treffen sie einen Jungen,
der sie bittet, zu seiner Mutter mitzukommen. Der Junge führt sie etwa 15 km
abseits in eine kleine Ortschaft. In einer Lehmhütte wartet eine Sterbende. Sie
stellt den beiden ganz unvermittelt sonderbare Fragen: „Fremder, willst du mir
in der Wahrheit antworten?“ „Aber gewiss.“ „Gibt es einen Gott, in dem drei
Gestalten sind? Gibt es im anderen Leben einen Ort der Freude für die Guten und
einen Ort des Schreckens für die Bösen? Stimmt es, dass Gott auf diese Erde
gekommen ist, um für die Menschen zu sterben und ihnen den Ort der Freude zu
öffnen? Fremder, ist das alles wahr?“ Der Priester bejaht staunend all diese
Fragen. Woher kannte die Kranke diese Glaubenswahrheiten? „Du hast Wasser bei
dir“, fährt die Kranke fort, “wasche mich, damit ich an den Ort der Freude
komme!“ Woher weiß sie, dass Pater Götsch Taufwasser bei sich hat?
Nach einem kurzen Gespräch
spendet der Missionar der Kranken die Taufe. Voll Freude äußert die Mutter
einen neuen Wunsch: „Du hast Brot bei dir. Kein gewöhnliches Brot, sondern Gott
selbst. Gib mir auch davon.“ Die Sterbende weiß auch das, dass der Priester das
Allerheiligste bei sich hat. Pater Götsch reicht ihr die Kommunion und spendet
ihr die Krankenölung. Dann sagt er: „Bisher hast Du Fragen gestellt, jetzt
stelle ich einige Fragen. Woher kennst Du die Glaubenswahrheiten? Haben Dir
katholische oder evangelische Christen erzählt?“ „Ich kenne keine Christen,
Fremder!“ „Hast Du das alles in Büchern gelesen?“ „Ich kann nicht lesen. Ich
weiß auch nicht, ob es christliche Bücher in meiner Sprache gibt.“ - „Aber
woher hast Du denn deine Glaubenskenntnisse?“
„Ich dachte ganz
einfach, es müsse so sein. Seit 10 Jahren lebe ich nach diesem Glauben. Ich
habe auch meine Kinder unterrichtet. Du kannst sie alle waschen (sie meint
taufen).“ „Wusstest Du, dass wir heute vorbeikommen?“
„Ja, ich hatte einen
Traum und sah einen älteren Mann. Der sagte mir, ich solle meinen Jungen zum
Weg schicken und die beiden Ausländer rufen. Sie würden mich waschen für den
guten Ort nach dem Tod.“
Die Missionare sind
tief getroffen. Das Wesen der Kranken ist im Angesicht des Todes so einfach,
dass kein Raum für Zweifel bleibt. Zum Abschied schenken sie ihr ein kleines
Bild vom hl. Josef, dem Patron der Sterbenden. Da ist die Kranke außer sich vor
Freude: „Den kenne ich, der hat mich ja besucht. Er war schon des öfteren bei
mir und ließ mich meinen Sohn auf den Weg, schicken, um euch zu rufen.“
Ist er im Traum oder
in Wirklichkeit bei ihr gewesen? Sie weiß es nicht und es ist ihr auch nicht
wichtig. Wichtig ist, was sie durch ihn erfahren hat. Die Frau starb noch in
der gleichen Nacht.
Schlussgebet
Heiliger
Josef, getreuer Helfer im Sterben,
weil du in den Armen
Jesu sterben durftest, verehren wir dich als Schutzpatron der Sterbenden.
Erflehe auch uns die Gnade, in Jesus unser Leben beschließen zu dürfen. Komm
uns zu Hilfe mit Jesus und Maria, besonders dann, wenn der Tod unserem Leben
ein Ende setzen wird. Lasst uns an eurer Hand hinüberschreiten in das ewige
Leben.
Auf deine Fürbitte
hin bewahre uns der Herr vor einem plötzlichen Tod. Erbitte für uns eine
Stärkung durch das Brot des Lebens zur rechten Zeit und einen versöhnten
Heimgang zum Vater. Erflehe allen, die heute noch sterben, dass sie in der
Gnade Gottes hinscheiden. Erwirke den Sündern die Gnade der Bekehrung und allen
ein freudiges Vertrauen auf Jesus, unseren Heiland und Erlöser.
Amen.
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