Montag, 19. Dezember 2011

Das Licht der Weihnacht


 Advents- und Weihnachtsbetrachtungen in Kurzgeschichten
Zusammengestellt und kommentiert von P. Bernhard Speringer


Was bedeutet Weihnachten für mich ?


Die Liturgie will, dass der Weihnachtsgottesdienst mitten in der Nacht gefeiert wird. Daran lässt sich erkennen, dass uns diese Nacht heilig ist, das sie geweiht ist – sie ist die Weih-Nacht. Diese Nacht ist erhellt durch das Licht von Bethlehem.
            Später wird das Kind von Bethlehem von sich selbst sagen: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12) Und an anderer Stelle: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ (Joh 9,5)
            Die Menschen stellen angesichts von Katastrophen, Unglücken und weltweiten Tragödien immer wieder die Frage: Und Gott? Was tut Gott? Wo ist Gott angesichts der menschlichen Not? Weihnachten gibt uns die Antwort: Gott wird Mensch. Gott ist bei uns und mitten unter uns. Gott kümmert sich um den Menschen. Gott selbst nimmt die ganze Last der menschlichen Existenz auf sich, bis hinein in die letzten Konsequenzen: seinen Tod am Kreuz.
            Weihnachten sagt uns, dass auch in den Nächten unseres Lebens ein Licht aufgegangen ist, das die Finsternis erhellt. Dieses Licht leuchtet auf in der Krippe von Bethlehem, in jenem Kind, das geboren wurde um die Sünde der Welt zu vernichten, das geboren wurde, um Licht in die Finsternis der Sünde zu bringen. Seither dürfen wir als wahrhaft „erleuchtete“ Menschen leben. Es ist die Geburt Jesu, welche die Nacht zur Weih-Nacht macht. Es ist das Licht von Bethlehem, dass auch Licht in unser Leben bringen kann und will. Es liegt an uns, dieses Licht anzunehmen oder nicht.

Philippinische Weihnachtsgeschichte:

Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, da wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestellen. Er versammelte die Weisen seines Landes und rief seine beiden Söhne herbei. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte: "Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend füllen. Womit, das ist eure Sache." Die Weisen sagten: "Das ist eine gute Aufgabe."
Der ältere Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter dabei waren, das Zuckerrohr zu ernten und in einer Mühle auszupressen. Das ausgepresste Zuckerrohr lag nutzlos umher. Er dachte sich: "Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem nutzlosen Zeug die Halle meines Vaters zu füllen." Mit dem Aufseher der Arbeiter wurde er einig, und sie schafften bis zum späten Nachmittag das ausgedroschene Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: "Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger." Der Vater antwortete: "Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten."
Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das ausgedroschene Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.
Der Vater sagte: "Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen."
Handeln wir Menschen nicht auch oft so, wie der ältere Sohn in der Geschichte und geben uns alle erdenkliche Mühe, um unser Leben mit allen möglichen und unmöglichen Dingen auszufüllen? Ist unsere eigene Schlosshalle nicht oft voll von Stroh, von unnützen und unwesentlichen Dingen -  ange“füllt“ mit Stroh, aber nicht er-„füllt“ mit Licht?
            Das Weihnachtsfest lädt uns jedes Jahr ein, es dem jüngeren Sohn in der philippinischen Geschichte gleichzutun und unser Leben vom Licht erfüllen zu lassen, nämlich von Christus, dem Licht der Welt. Dem jüngeren Sohn hat es nicht ein Silberstück gekostet, die Halle mit Licht zu füllen. Auch uns kostet es nichts, unser Leben von Christus, dem Licht erfüllen zu lassen. Es kostet nur den guten Willen, die Bereitschaft, sich auf Gott einzulassen. Es kostet uns bloß die Überwindung, das Stroh aus der Schlosshalle unseres Lebens hinauszuräumen, uns leer zu machen, uns frei zu machen durch eine gute Beichte, damit Christus uns erfüllen kann.
            Mutter Teresa sagte an einem Weihnachtsfest zu ihren Schwestern: „Jesus ist in die Welt gekommen, um uns die frohe Botschaft zu bringen, dass Gott Liebe ist. ... Wenn wir auf die Krippe schauen, verstehen wir die Zärtlichkeit seiner Liebe zu uns, zu dir, zu mir, zu unseren Familien. Dazu ist Jesus gekommen: um uns die Zärtlichkeit der Liebe Gotte zu zeigen.“
            Gott wird ja nicht einfach nur Mensch, sondern er wird ein Kind. Vor einem Kind hat niemand Angst. Einem Kind gegenüber kann man sich so geben, wie man ist. Zu einem Kind kann man Vertrauen fassen und es einfach lieb haben. Und genau das ist es, was Gott möchte, was Gott sich zu Weihnachten wünscht.

Geschichte vom „Wolf von Bethlehem“


Ein Wolf hatte sich in den Stall geschlichen, um das kleine Jesuskind zu verschlingen. Als jedoch das Kind das struppige Fell des Wolfes streichelte und zu ihm sagte: „Du, Wolf, ich mag dich“, platzte die Haut des Wolfes und heraus stieg ein Mensch.
            Diese Fabel macht deutlich, dass wir erst richtig Mensch werden, wenn wir uns von Gott in der Krippe berühren lassen. Wir können nicht authentisch Weihnachten feiern und zugleich anderen Menschen gegenüber unversöhnlich oder nachtragend sein.
            Der ungläubige Philosoph und – man muss es sagen: der Gotteshasser – Jean Paul Sartre, hat einmal gesagt:
Wenn Gott für mich Mensch würde, dann würde ich ihn lieben – ihn ganz allein.
Wenn Gott für mich ein Mensch würde, dann wären Banden zwischen ihm und mir und für das Danken würde mein ganzes Leben nicht reichen.
Einen Gott, der für mich Mensch würde, der das menschliche Leid auf sich nähme, der erfahren wollte, wie es ist, wenn alles uns verlassen hat, einen solchen Gott würde ich von ganzem Herzen lieben.
Wenn Gott für mich Mensch würde, dann würde ich ihn lieben.

            Jean Paul Sartre konnte nicht glauben, dass Gott ihn so sehr liebt, dass er für ihn Mensch geworden ist. Aber wir haben die Glaubensgewissheit: Gott liebt mich und ist auch für mich Mensch geworden.

Italienische Weihnachtsgeschichte: „Die Leeren Hände“

Es gibt eine italienische Weihnachtsgeschichte mit dem Titel: „Die leeren Hände“. Sie erzählt von den Hirten, die zur Krippe eilten. Jeder der Hirten bracht dem Jesuskind ein kleines Geschenk: ein bisschen Wolle oder Milch. Unter ihnen war auch ein Hirte, der ganz arm war und nichts hatte. Und er schämte sich ein wenig, als er mit leeren Händen vor dem Christkind an der Krippe stand. Damit Maria, die Mutter Jesu, die Geschenke empfangen konnte, schaute sie, wem sie das Jesuskind, das sie auf dem Arm hielt, geben konnte. Da sah sie den Hirten mit den leeren Händen und legte im das Jesuskind in die Arme. Die leeren Hände waren sein Glück, denn so empfing er das größte Geschenk: er durfte das Jesuskind halten.
            Gott ist Mensch geworden in Jesus, um uns zu beschenken. Mit Jesus hat uns Gott alles geschenkt, was er uns schenken kann: sich selbst.
            Auch wir stehen gewissermaßen mit leeren Händen an der Krippe. Vor Gott sind wir immer arm – und das ist gut so. Nur wenn unsere Hände leer sind, nur wenn wir die Schlosshalle unseres Lebens vom unnützen Stroh befreien, können wir Christus empfangen. Und das einzige, das uns hindert zu Gott, das sind letztlich wir selbst, dass ist die Sünde, das ist die Weigerung, Gott in unser Leben zu lassen. Öffnen wir unsere Hände, öffnen wir unser Herz, um Jesus zu empfangen, besonders in der hl. Kommunion in der Weihnacht.

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