Freitag, 9. November 2012

"Ich glaube an die Auferstehung der Toten...!"



Leitartikel im "Schweizerisch Kathoischen Sonntagsblatt" Nr. 22/2012
von P. Bernhard Speringer




In manchen Zeitschriften gibt es in der Novemberausgabe oder rund um das Fest Allerseelen  sogenannte "Miniumfragen". Vor einiger Zeit lautete die Frage, die in einer solchen Umfrage gestellt wurde: "Was kommt nach dem Tod?" 9 Personen wurden dazu befragt. Einige möchte ich wiedergeben:
·          Kaufmann: "Wenn der Sargdeckel zugeht, ist es aus, mausetot und fertig. Alles andere ist Quatsch."
·          Schülerin: "Ich habe mich noch nie damit beschäftigt, was da nach meinem Tod noch alles auf mich zukommen sollte."
·          Student: "Wenn ich sterbe, bin ich als Person völlig weg von der Platte. Vielleicht werden meine innersten Werte und Ideen irgendwie und irgendwann in einer anderen Person auftauchen. Doch das hat mit meiner Person nichts zu tun."
·          Bankangestellte: "Ich habe schon von vielen Seiten über Seelenwanderung gehört und will mich einmal gründlich damit beschäftigen."
·          Schauspielschüler: "Durch eine Hypnose habe ich erfahren, dass ich bereits dreimal vor meinem jetzigen Leben existiert habe."
Traurig ist: Von keinem einzigen der 9 Befragten war die Antwort des christlichen Glaubens zu hören, die wir im Credo bekennen:
"Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das Ewige Leben."
Ein Indiz dafür, wie weit die Säkularisierung der Gesellschaft, selbst der Kirche, schon fortgeschritten ist. „Früher lebten die Menschen 50 Jahre und dann eine Ewigkeit; heute leben sie 90 Jahre und dann ist alles vorbei.“ – lautet ein bekanntes Zitat.
Die ganze riesenhafte Konsum- und Freizeitkultur der Moderne, die immer wieder zitierte „Spaßgesellschaft“ kann einem vorkommen wie ein gigantisches Ablenkungsmanöver, durch das die Menschen abgehalten werden, sich die wirklich wesentlichen und existentiellen Fragen des Lebens zu stellen und sich im Oberflächlichen verlieren. Marktforscher haben festgestellt, die Ursache, warum sich Halloween in den letzten zehn bis 15 Jahren in Europa so rasant verbreitet hat liegt einzig und allein darin, dass die Menschen den Gedanken an den Tod verdrängen. Gerade rund um Allerseelen und im Monat November wird der Mensch mit dem Tod konfrontiert, also auch mit dem Gedanken, dass sein eigenes Leben eines Tages enden wird. Und da ziehen es natürlich viele vor eine Party zu feiern, als an den Tod zu denken.
Wir schieben die Frage gerne von uns und tun so, als ob sie schon längst beantwortet wäre: Die Frage, was nach dem Tod kommt, die Frage nach dem ewigen Leben, die Frage nach Himmel und Hölle - und auch die Frage, wo wir denn unseren Platz haben werden.
Ob es ein Leben nach dem Tode gibt, ist bei den meisten Menschen gar nicht so strittig. Wie auch die oben angeführte Umfrage zeigt, ist für viele – Statistiken sagen 50 %  - die Tatsache, dass es nach dem Tode „irgendwie weiter geht“ gar nicht so strittig. Der Glaube aber daran, ob im Jenseits die Guten von den Schlechten geschieden werden, dass man eines Tages Rechenschaft ablegen muss und dass es so etwas wie ein Gericht gibt, dass die einen in den Himmel kommen und die anderen an den Ort ewiger Verdammnis - das verweisen sogar die meisten Christen als längst überholt in das Reich der Legenden.

In der Regel gibt es zwei Reaktionen:
Entweder man redet sich ein, dass man ohnehin ein guter Mensch ist – der Glaube ist da nicht so wichtig – und man kommt sicher in den Himmel, wenn es einen geben sollte.
Oder man wendet sich anderen religiösen oder esoterischen Weltbildern zu.

Wir kommen ohnehin in den Himmel


Nun sind viele Christen in ihrem praktischen Glaubensleben – zugegeben überspitzt ausgedrückt – der Meinung: Zum Himmel gibt es eine Rolltreppe. Da brauchst du nur am Anfang einmal aufspringen (wir sind ja alle getauft worden, das haben wir im Taufschein sogar schriftlich) und am Ende springt man kurz wieder ab (man lässt sich ja noch kirchlich beerdigen). Und alles andere geht ganz automatisch von selbst. Da braucht man nicht mehr viel zu tun; man kommt automatisch oben an. Dieser Auffassung schiebt Jesus im Evangelium einen gewaltigen Riegel vor indem er sagt: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen!“ (Lk 13,24)
Viele sagen: Bevor ich mir von der Kirche ein schlechtes Gewissen machen lasse, gehe und höre ich dort einfach nicht mehr hin. Denn wenn die Kirche mir kein gutes Gefühl vermittelt, sondern eher den Finger in die Wunden der Gesellschaft und damit auch bei mir leget, dann hat die Kirche mir eben nichts mehr zu sagen.

Pseudoreligiöse und esoterische Vorstellungen


Selbst unter den Katholiken gibt es heutzutage die kuriosesten Vorstellungen über das Leben nach dem Tod. Wir leben in einer Zeit des Synkretismus, d.h. in einer Zeit, wo sich jeder seine eigene Religion zusammenbastelt. Man nimmt von jeder Religion gewisse Elemente, die einem gefallen, die einem vielleicht logisch und schön erscheinen und macht sich so seine eigene Religion. So glaubt zum Beispiel ein großer Teil der Katholiken an die Reinkarnation, an eine Wiedergeburt ins irdische Leben nach dem Tod. Die Vertreter dieser Lehre sagen, dass ein Mensch, der schlecht gelebt hat, im nächsten Leben sozusagen eine neue Chance bekommt, solange bis er ein guter Mensch wird. Manche Formen dieser Lehre glauben auch an eine Wiedergeburt als ein Tier oder dass man von Wiedergeburt zu Wiedergeburt in einer höheren Lebensform reinkarniert. Der katholische Glaube kennt aber keine Wiedergeburt. Weder die heilige Schrift noch die Überlieferung sprechen von einer Reinkarnation. Im Hebräerbrief lesen wir: „...wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen“ (Hebr 9,27).
Wir wissen aber, dass Christus für uns gestorben ist, dass er uns erlöst hat, dass wir durch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in den Himmel kommen und nicht nur aus eigenen Verdiensten. Jesus hat zum guten Schächer am Kreuz gesagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein...“ (Lk, 23,43) und nicht: „Morgen musst du dich reinkarnieren, mein Lieber!“ Es ist wichtig, dass wir über unseren Glauben Bescheid wissen und uns nicht von irgendwelchen Modeerscheinungen und Trends in die Irre führen lassen. Gerade das „Jahr des Glaubens“ kann und will dazu mehr als nur Anregungen geben.

Was sagt der katholische Glaube?


Der Katechismus der katholischen Kirche, der in diesem Jahr des Glaubens gemeinsam mit den Dokumenten des 2. Vatikanischen Konzis gewissermaßen im Zentrum unserer Betrachtungen steht, gibt in den Nummern 988 bis 1065 unmissverständlich die Lehre der Kirche zur Auferstehung der Toten und dem ewigen Leben wieder.
Die Kirche lehrt ganz klar, dass nach dem Tod das persönliche Gericht folgt, bei dem der Mensch sein ganzes Leben, alles was er an Gutem und an Bösem getan hat im Lichte Gottes sieht. Das ewige Leben besteht darin, dass wir in Gott und in der Gemeinschaft der Heiligen unsere Glückseligkeit finden. Machen wir uns nichts vor: Es gibt das persönliche Gericht eines jeden Menschen. Denn Gott nimmt unser Leben hier auf Erden ernst, nicht nur das der Kriegsverbrecher und Mörder, sondern das eines jeden Menschen. Das ist keine Drohung, keine Angstmacherei, sondern Ausdruck der Liebe Gottes: Es ist eben nicht egal, was wir tun und wie wir leben. Nichts anderes hat Jesus uns immer wieder gesagt.
Nun kann es aber sein, dass jemand auf Grund seiner Sünden überhaupt noch nicht fähig ist in die volle Gemeinschaft mit Gott einzutreten. Die Sünde trennt uns ja von Gott. Man bedarf also nach dem Tod gegebenenfalls noch einer Reinigung um endgültig in den Himmel zu kommen. Jesus vergleicht den Himmel desöfteren mit einem „Hochzeitsmahl“, zu dem aber nur diejenigen zugelassen werden, die in weißen Kleidern kommen. Das weiße Kleid ist Symbol für sie Freiheit von der Sünde, Symbol für die Heiligkeit. Wenn man zu einer Hochzeit geht und im schönen Kleid oder im eleganten Anzug sich beschmutzt, dann will man ja gar nicht in diesem Zustand vor dem Brautpaar erscheinen, sondern man wird sich bemühen, das Kleid zu reinigen.
Der Reinigungsort (oder das Fegefeuer) ist nicht so sehr als Ort, wo wir für unsere Sünden „bestraft“ werden, zu verstehen, sondern eigentlich, tiefer betrachtet eine „Erfindung der Barmherzigkeit Gottes“. Denn im Fegefeuer haben wir die Möglichkeit, die Läuterung zu erfahren und Busse für unsere Sünden zu tun, die notwendig ist, um in die Freuden des Himmels eingehen zu können. Es ist vielmehr ein Geschenk als eine Strafe. Die „Armen Seelen“ sind natürlich „arme Seelen“, weil sie eben noch nicht im endgültigen Besitz Gottes, in der beseligenden Gottesschau sind, aber sie sind auch glückliche Seelen, denn sie haben die Gewissheit, dass sie bereits für die Ewigkeit gerettet sind. Für sie ist die ewige Verdammnis bereits ausgeschlossen und unmöglich. Eine Gewissheit, die wir auf Erden noch nicht haben – wir haben die christliche Hoffnung. So sind am Ort der Läuterung größte Freude (das ewig bei Gott sein werden) und größtes Leid (das noch fern sein von Gott) miteinander verbunden.
Haltet wir uns an das, was Jesus Christus sagt: Er ist die Wahrheit: Er ist vom Vater gesandt worden, um Licht ins Dunkel unserer Fragen zu bringen und uns den Weg zum ewigen Leben zu zeigen. Und so sagt er uns auf die Frage: Was kommt nach dem Tode, ein Dreifaches:
1. Gott ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Für ihn sind alle „lebendig“. Unsere Verstorbenen leben bei Gott. Es gibt nicht nur das Leben in dieser Welt, es gibt auch ein anderes Leben in der Welt Gottes, im Reich Gottes.
2. Das ewige Leben ist nicht einfach eine unendliche Verlängerung des irdischen Lebens, sondern es wird ganz anders sein als hier: Unser Leben wird sich verwandeln. Darum brauchen wir auch keine Angst zu haben vor dem Tod. Es gilt hier vielmehr das Wort des hl. Paulus: "Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen je in den Sinn gekommen ist: das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben."
3. Christus spricht von "denjenigen, die Gott für würdig hält an jener Welt". Es gibt Voraussetzungen für das Leben in der himmlischen Welt. Wir müssen für das Reich Gottes geeignet sein, reif sein. Man muss – in der Sprache der Hl. Schrift - ein "hochzeitliches Gewand" haben, um am himmlischen Hochzeitsmahl teilnehmen zu können.
Das ist die ernste Seite der christlichen Hoffnung. Der katholische Glaube ist keine billige Vertröstungsbotschaft, im Gegenteil: Der Christ nimmt sein irdisches Leben sehr ernst. Er weiß um seine Verantwortung. Er weiß, dass er den richtigen Weg wählen und gehen muss, um am großen Ziel anzukommen. Er weiß, dass es einmal eine Bestandsaufnahme und Rechenschaftsablegung geben wird - die Bibel sagt: ein "Gericht", bei der das Buch unseres Lebens aufgeschlagen wird und dann zeigt sich, wer wir in Wahrheit sind.

Wir dürfen allerdings hoffen, dass dann bei diesem Gericht Gnade vor Recht ergeht, dass wir dann einen barmherzigen Richter haben in Jesus Christus - der uns nicht aufgrund unserer Verdienste, sondern aus Liebe und Barmherzigkeit aufnimmt in sein ewiges Reich.


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